Von Zeichendeutern und Spurenlesern
Nintendo DS | geschrieben von Volker Zockstein am 07. Nov 2008 um 19:00 Uhr


Von Zeichendeutern und Spurenlesern
Warum Detektivgeschichten und Rätselspiele so beliebt sind

Die Deutschen dürsten nach Aufklärung - und nicht nur sie. Fragen wie „Wer war’s?“ und vor allem „Warum?“ bewegen offenbar die ganze Menschheit. Weltweit belegen Umfragen unter Lesern und Cineasten: Krimis sind das mit Abstand beliebteste Genre in Literatur und Film. Zu ihrer Freude erhalten die Maigrets, Miss Marples und Wallanders dieser Welt jetzt einen neuen Kollegen: Professor Layton. Er geht nicht in Buch oder Film, sondern im Videospiel auf Spurensuche. Mit seinem Gehilfen Luke macht er sich in dem neuen Nintendo DS-Titel Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf daran, einen kniffligen Fall und mehr als 130 vertrackte Rätsel zu lösen. Tausende knobelfreudige Spieler dürften sie schon bald dabei begleiten. Grund genug, einmal nachzufragen: Woher kommt eigentlich die Faszination am Rätseln, Knobeln und Spurenlesen?

Rätsel machen klug
Eines ist sicher: Diese Faszination ist alt – sehr alt. Familienspiele wie Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf lassen in neuem Gewand eine alte Tradition aufleben, die vom Fernsehen fast verdrängt worden war. Mit Rätselspielen und Scharaden vertrieb sich die klassische bürgerliche Familie seit dem 18. Jahrhundert an langen Winterabenden besonders gerne die Zeit. Beliebt waren Rätselgedichte und Wortspielereien, Mathematik-, Bilder- oder Zahlenrätsel. Auch Sudoku blickt also auf eine lange Ahnenreihe zurück.

Die Erfinder der mathematischen Logeleien scheinen die Araber gewesen zu sein. Ihrem Kulturkreis entstammen die ältesten heute noch bekannten Zahlenrätsel. Sie wurden häufig in kleine Geschichten gekleidet. Diese Rätsel gelangten im Mittelalter über das maurische Spanien ins Abendland - zusammen mit den Zahlen und Rechenmethoden der Araber.

Die Beliebtheit solcher und anderer Rätsel beim frühen europäischen Bürgertum hatte ganz profane Gründe: Kopfnüsse zu knacken war erstens ein preiswertes Vergnügen und schulte zweitens den Intellekt. Beides kam den auf Leistung bedachten Vertretern des Bürgertums sehr entgegen. Zudem traten seit der Aufklärung die Aspekte des Denksports und des Wissenstests zunehmend in den Vordergrund.

Rätsel versprechen Ordnung
Lange bevor Menschen Philosophie und Wissenschaft betrieben, erklärten sie sich die Welt mit Mythen und Legenden. Und in der mythischen Weltsicht aller alten Kulturen spielten Rätsel eine eminent wichtige Rolle. Sie sprachen in Bildern von dem, was sich die Menschen nicht erklären konnten. Der Reiz des Rätsellösens war der selbe, der bis heute von der Auflösung jeder guten Detektivstory ausgeht: Es ist die Befriedigung darüber, dass sich mitunter Zeichen und Indizien richtig deuten lassen, dass man die Wirklichkeit hinter dem Schein und die Codes und Ordnungsmuster einer im Großen und Ganzen chaotischen Welt erkennen kann.

Rätsel entscheiden über Leben und Tod
Auch diese Medaille hatte natürlich ihre Kehrseite. Ein Rätsel nicht zu lösen, konnte nämlich tödlich enden, wie zahllose Mythen und Märchen von der Antike bis zu den Brüdern Grimm berichten. In der Ödipus-Sage etwa zerfleischt die Sphinx jeden Wanderer auf der Straße nach Theben, der ihre Rätselfrage nicht beantworten kann: Welches Wesen geht am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen? „Rate richtig oder stirb“ – dieses Motiv taucht bis heute in Musik, Film und Literatur auf.

Alle diese Geschichten sind womöglich ein ferner Nachhall auf Urerlebnisse der Menschheit. Die ersten Rätselfüchse und detektivischen Spürnasen müssen unsere Vorfahren, die Steinzeitjäger, gewesen sein. Wenn sie nicht in der Lage waren, Fährten und Zeichen zu deuten, z.B. die Spuren von Mammut oder Säbelzahntiger zu lesen, riskierten sie, dass der Bratspieß leer blieb oder dass sie selbst ans Ende der Nahrungskette rückten. Kurz: Rätsel lösen und Zeichen richtig deuten heißt, die Welt zu verstehen und seine Überlebenschancen zu verbessern.

Wie knackt man den Code?
Die Kunst des Rätsellösens besteht nach dem Wiener Kulturwissenschaftler Ernst Strouhal darin, den richtigen Mechanismus zu finden, mit dem sich ihr Code knacken lässt. Der Mechanismus, das kann z.B. der rote Wollfaden im Labyrinth des Minotauros sein, an dem sich der Sagenheld Theseus zurück ins Freie hangelt. Im Rätsel der Sphinx - wie in den meisten Rätselsprüchen - ist es die Symbolsprache, in der ein Wort viele Bedeutungen haben kann. Nur wer die richtige erkennt, schafft es, das Monster zu überlisten. So meinte die Sphinx mit Morgen, Mittag und Abend nicht die Tageszeiten, sondern die Lebensalter des Menschen: am Morgen seines Lebens krabbelt er auf allen Vieren, am Mittag geht er aufrecht auf zwei Beinen und an seinem Lebensabend benötigt er als drittes Bein den Stock. Mit der richtigen Antwort machte Ödipus der Sphinx den Garaus – nur um später selbst zugrunde zu gehen, weil er das Rätsel der eigenen Herkunft nicht lösen konnte.

Letztlich geht es in allen Rätseln darum, uns selbst auf die Spur zu kommen, Gewissheiten über uns und die Welt zu erlangen und uns der eigenen Fähigkeiten zu versichern. Wie befriedigend ist es doch, sich als Nachfolger tapferer Mammutjäger, mythischer Helden und moderner Detektive zu erleben! Die Nintendo DS-Spieler werden es bald erfahren - in Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf.

Professor Layton und das Geheimnisvolle Dorf
Entwickler: Level 5
Verlag: Nintendo
URL: Webseite


Professor Layton und das geheimnisvolle Dorf
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