Nach wie vor eine schwierige Debatte.

Grundsätzlich gilt in meinen Augen, dass durchaus die Gewaltbereitschaft bei dafür anfälligen Menschen (nicht nur Jugendliche) steigt und die Hemmschwelle sinkt. Aus diesem Grund bekommen die Spiele ja auch eine Altersfreigabe. Hier könnte man vielleicht ansetzen und gegebenenfalls Spiele erst ab 21 oder gar 25 freigeben und verstärkte Kontrollen auferlegen, was den Vertrieb dieser Spiele angeht.

Ein Verbot ist in meinen Augen unsinnig und unverhältnismäßig. Schließlich ist der Mensch ein mündiger und insofern für sich selbst verantwortlich. Diese Verantwortung für einen Selbst muss der Staat ab einem gewissen Alter eben zugestehen. Ob man sich dort stärker an amerikanischen Vorbilder orientiert (das Meiste erst ab 21) oder noch höher, weil ja auch in den USA Amokläufe immer wieder vorkommen, sei dahingestellt.

Vielleicht sollte, vielmehr MUSS man auch bei den Pädagogen ansetzen. Aus meiner Schulzeit weiß ich, dass selbst an einem Gymnasium Lehrer zumeist mit ihren Klassen hilflos überfordert sind. Gerade in den Klassen 6-10, was nunmal auch die schwerste Zeit für Lehrer sein dürfte, besteht massiver Nachholbedarf an wirklich pädagogisch geschultem Personal, dass die psychischen und rechtlichen Mittel hat, um die "Kinder" auf das Leben vorzubereiten. Man darf schließlich nicht vergessen, dass die Amokläufe nicht in Fußballvereinen, im Schwimmbad oder im Elternhaus stattfinden, sondern in der Schule, wo die Täter vermutlich die meiste Schmach vertragen mussten, gemobbt wurden und Ihnen vermittelt wurde, dass sie menschlich nicht besonders viel wert sind. Kinder sind schließlich a) ehrlich und b) grausam (ich war auch nicht nett und dafür gewiss ein bisschen grausam zu machen Mitschülern.. ). Bei den Verhältnissen an den Schulen ist es kein Wunder, dass solche Hassbilder gegenüber Mitschülern und Lehrern gebildet werden. Gewisse Abneigungen und vll auch verächtliche Einstellungen mögen normal sein, nicht jeder Mensch mag jeden anderen Menschen, aber solche Konsequenzen darf so etwas niemals nach sich ziehen.

Auch in Winnenden haben die Eltern ihren Teil dazu beigetragen. Vielleicht sollte man auch einfach stärker versuchen Schusswaffen aus dem Umfeld von unter 21-25jährigen zu halten. Der Gebrauch einer Schusswaffe hat in meinen Augen eine noch viel hemmschwellensenkendere Wirkung, als Computerspiele (was eine gewisse Problematik zur realitätsnäheren Wii und dem Zapper aufwirft... ).
Auch die Eltern sind für eine gewisse Grunderziehung verantwortlich. Es kann nicht sein, dass vollkommen verzogene oder überhaupt nicht erzogene Kinder in die Schule gebracht werden mit dem Motto "So, nun macht mal". Dabei sind auch gerade diese Eltern diejenigen, die sich als erstes über schlechte Noten beschweren oder wenn das eigene Kind wegen mangelder Disziplin vor die Tür gestellt worden ist. Zudem ist es schwierig, wenn überhaupt wünschenswert, den Erziehungsauftrag der Eltern zu beeinflussen oder gar zu kontrollieren.

Um nicht bereits zu ausschweifend zu werden würde ich einen Eckverantwortlichkeit entwerfen, die
1. bei der Erziehung der Kinder und dem Umgang der Eltern mit ihren Kindern losgeht
2. sich fortsetzt in der Schule durch Misserfolge, mangelnder Förderung, hilflosen und zuschauenden Pädagogen
3. dem mangelnden Auffangnetz durch Lehrer/Eltern
4. was in einer agressiven Grundhaltung mündet, in der
5. auch Computerspiele ein weiterer, jedoch bedeutend kleiner Faktor sind, die vereinzelt in diesen Katastrophen enden.


Hinzu kommt noch die Frage, warum immer nur bei Amokläufen in der Schule diese Diskussion aufkommt und nie bei Familiendramen, in denen irgendein wahnsinniger Elternteil allem ein Ende setzte. Werden da nie Computerspiele gefunden, ist das Ausmaß der Gefahr für die Gesellschaft den Medien/Politikern/Menschen zu gering oder sind diese Leute einfach schon zu alt und daher für sich selbst verantwortlich?